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Neuer Schwung im Eringer Schloss: Nun fand erste Trauung in der Geschichte des Schlosses statt

Zum ersten Mal überhaupt in der jahrhundertelangen Geschichte des Schlosses in Ering (Landkreis Rottal-Inn) fand dort am Samstag eine standesamtliche Hochzeit statt. Nun soll es bald mehreren Paaren möglich sein, dort zu heiraten.

Ein Traumambiente empfing am Samstag das Brautpaar Nicole Eichschmid und Stefan Hager beim Schritt durch das schmiedeeiserne Tor aufs Eringer Schloss zu. Zum ersten Mal überhaupt in der jahrhundertelangen Geschichte fand am Samstag eine standesamtliche Hochzeit im Schloss statt. Dank einer Ausnahmegenehmigung – doch die Nutzungsänderung ist beantragt und die nächsten Hochzeitspaare fiebern der Genehmigung durch das Landratsamt bereits entgegen. Die PNP durfte bei der Premieren-Hochzeit dabei sein.


Vor dem Schloss erwartete die Hochzeitsgesellschaft der „Schöngarten“ mit altem Baumbestand, dezent blühenden Schneeglöckchen, Schlüsselblumen und Ehrenpreis inmitten der Wiese. Mitten im Garten befindet sich ein Springbrunnen und imposant steht das gelbgetünchte Gebäude des Schlosses in bezauberndem Ensemble gleich neben der Eringer Pfarrkirche.

Schloss soll der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden

Mitten im Ort befindet sich das Schloss, das Nikolaus Graf Esterhazy wieder in Schwung bringen und in sanfter Nutzung der Öffentlichkeit für Veranstaltungen zugänglich machen will. Der Graf, der mit seiner Familie teils in Chicago in Amerika und in Ering in Niederbayern lebt, war am Samstag anwesend und begrüßte mit Bürgermeister Hans Wagmann das erste Brautpaar, nämlich Nicole Eichschmid aus Ering und Stefan Hager aus Eggstetten bei Simbach, welches bald darauf im schönen Saal namens „Die kalte Pracht“ durch den Standesbeamten Günther Stephan getraut wurde.


Familie, Trauzeugen und Freunde kamen in den Park, die Hochzeitsgesellschaft begab sich in das Schloss zum Trauungszeremoniell. Währenddessen wurden im „Schöngarten“ Tische aufgestellt für den anschließenden Stehempfang. Vor dem Portal formierte sich ein langes Spalier, durch welches das in Tracht gekleidete Brautpaar dann schritt.

Hochzeitsspalier im „Schöngarten“

Die Fußballer vom STV Ering und die Arbeitskolleginnen der Braut von der Intensivstation des Krankenhauses Rotthalmünster versperrten mit Mullbinden und „Kurzzugfaschen“ den Weg. Als Nicole und Stefan die „Absperrung“ gemeinsam durchschritten, kamen sie zu den Kollegen des Bräutigams von der Polizeiinspektion Eggenfelden.


Großen Jubel gab es für das erste Brautpaar, das jemals im Schloss getraut wurde. Nikolaus Graf Esterhazy führte kurz durch einige Räumlichkeiten des Schlosses, die sensibel mit Stuck und Wandtapeten aus dem 18. Jahrhundert ausgestaltet sind. Er möchte das Ensemble wieder beleben. Bereits für das 150. Jubiläum der FFW Ering im Herbst letzten Jahres hatte er den „Schöngarten“ für einen Gottesdienst im Freien und anschließendem Festakt geöffnet und damit einen besonderen Rahmen für dieses große Eringer Fest ermöglicht.
 

Schloss wurde zwischen 1720 und 1770 erbaut

Schritt für Schritt will er vorgehen und behutsam eine Nutzung entwickeln. Er informiert, dass das Schloss in jetziger Gestalt in verschiedenen Etappen zwischen 1720 und 1770 erbaut wurde, zuletzt wohnte in diesem Gebäude, in dem die erste Trauung nun stattfand, seine Großmutter Gräfin Marie Gabriela Esterhazy, die mit ihrem Gatten Kasimir sechs Kinder hatte und eine begeisterte Reiterin und Tierliebhaberin war.


Nikolaus Graf Esterhazy, Sohn von Paul-Daniel Graf Esterhazy, erzählte von seinen Kindertagen im Schloss Ering und wie sehr er an diesem hänge. Bürgermeister Hans Wagmann berichtete, dass bei der letzten Sitzung des Gemeinderates die Widmung des Saales als Trauungsort einstimmig gefällt wurde. Für künftige Eheschließungen wurde bereits beim Landratsamt der Bauantrag für eine Nutzungsänderung des Saals gestellt. Dass diese bald vollzogen werden möge, erhofften sich die Eringer, denn für weitere Trauungen liegen längst Vormerkungen vor.
 

Außergewöhnlich gut erhaltene Stuckatur

Kein Wunder, denn das Schloss bietet tatsächlich ein traumhaftes Ambiente für die Besiegelung des Ehebundes. Beim Gang durch einige Räume des Schlosses verwies Nikolaus Graf Esterhazy insbesondere auf die Original-Stuckatur von außergewöhnlich gut erhaltener Qualität und die Wandtapeten, die sogar einen 3D-Effekt aufweisen. Die gesamte Schlossanlage will der Graf zu einer privaten und öffentlichen Nutzung hinführen.

Ein großes Ziel, über das sich die Eringer sehr freuen, wie sich am Rande der ersten Trauungszeremonie von vielen Seiten zeigte und dem Grafen gegenüber auch ausgedrückt wurde. Eine Freundin des Brautpaares kam und fragte, ob man Reis streuen dürfe. „Natürlich“, sagte der Graf, der meinte, dass später die Vögel eine Freude an den Körnern haben würden. Der gewidmete Trauungssaal heißt schon immer „Die kalte Pracht“. „Vielleicht stammt der Name daher, dass man den Saal nicht heizen konnte“, überlegte der Schlossherr.
 

 

Blick in die Geschichte

Ering am Inn, „Aeringe“, wurde 725 erstmals urkundlich erwähnt. Geschichtsträchtig ist der Ort am Inn. Im Buch „Heimat am Inn“ aus dem Jahr 1972, herausgegeben von Heimatchronist Rudolf Vierlinger, ist insbesondere über das Schloss Ering zu lesen: Schlossherren in Ering waren im 14. und 15. Jahrhundert die Rosenstingl und die Gogkendorfer. Nachdem die Letzteren 1514 im „Mannesstamm“ ausgestorben waren, kauften 1523 den gemauerten Sitz zu Ering bei der Pfarrkirche, gelegen an der Friedhofsmauer, die Baumgartner, die bereits 1508 von den Herzögen das Schloss Frauenstein und die Herrschaft Erneck erworben hatten. Dieses Geschlecht wurde 1629 in den Freiherren- und 1745 in den Grafenstand erhoben.


Gegen Mitte des 19. Jahrhunderts ging das Schloss in den Besitz der Freiherren von Lerchenfeld, und 1878 in den der Freiherren von Sedlnitzky über. Die älteste Tochter des 1946 verstorbenen Ivo Freiherren von Sedlnitzky heiratete 1941 Kasimir Graf von Esterhazy von Galantha. Nachdem ihre beiden Brüder im Zweiten Weltkrieg gefallen waren, übernahm sie 1952 das väterliche Erbe.

Im frühen 18. Jahrhundert war das alte Schloss Ering noch in gutem Zustand, jedoch ein neues, das heute noch bestehende, im Bau. 1723 war es noch nicht völlig vollendet. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fanden Veränderungen und teilweise Erneuerungen statt. Das Schloss ist eine umfangreiche Anlage, ursprünglich mit einem großen Hof, der von den Wohn- und Nebengebäuden gemeinsam eingeschlossen wurde. Durch die spätere Einfügung eines Zwischentraktes wurde dieser Hof aufgeteilt, beherrschend der dreiflügelige Wohnbau mit drei Geschossen. Das Schloss ist mit vielen Kunstwerken aus dem Rokoko ausgestattet.

 

Quelle: PNP

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Veröffentlichung

Di, 21. März 2023

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