Große Trauergemeinde nimmt Abschied von Ruhestandspfarrer Georg Ebertseder
Familie, Angehörige und Gläubige aus seiner Heimatpfarrei sowie seinen Wirkungsorten in Bad Griesbach und Neuötting haben in einem Requiem in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt und anschließender Beisetzung im Eringer Priestergrab Abschied genommen von Bischöflich Geistlichem Rat Georg Ebertseder, der im Alter von 85 Jahren am Festtag des heiligen Matthias, am 24. Februar, gestorben war.
Domkapitular Heribert Schauer, der als Hauptzelebrant dem Requiem als Vertreter des Bistums vorstand, griff diesen Sterbetag in seinen einführenden Worten auf. Matthias bedeute „Geschenk Gottes“, und als solches wurde vielfach der Verstorbene als menschennaher Seelsorger angesehen. Er überbrachte die Beileidsbekundung des Bischofs und lud dazu ein, Gott für diesen Priester zu danken, aber auch diesem selbst ein Vergelt’s Gott zu bringen.
Die Einladung dazu hatte eine große Trauergemeinde angenommen, die die Plätze in der Kirche allesamt füllten, zudem war der Altarraum mit 17 Ministranten und Pastoralpraktikant Ioan Fecheta besetzt. Mit Heribert Schauer, der als Neuöttinger Stadtpfarrer ein Nachfolger von Ebertseder ist, standen neben Diakon Andreas Ragaller 14 weitere Priester um den Altar, unter ihnen Kurskollegen, ehemalige Kapläne und Praktikanten sowie Dekan Joachim Steinfeld und Ortspfarrer Peter Kieweg. Weitere Geistliche saßen im Kirchenschiff, genauso wie Vertreter der örtlichen Vereine, die mit Fahnenordnungen erschienen waren.
Dabei war man nicht nur um den Altar versammelt, sondern auch um die aufgebahrte sterbliche Hülle des verstorbenen Pfarrers. Der Sarg mit dessen Leichnam war bereits am vorangegangen Samstag vom Pflegeheim in Rotthalmünster, wo der Verstorbene seit September 2021 lebte, nach Ering verbracht worden. Die erste Station war dabei das Eringer Spital gewesen, das Ebertseder einst als Nießbrauchsberechtiger renovieren ließ und das er zusammen mit seiner Haushälterin Bernadette Egglseder seit dem Eintritt in den Ruhestand im Jahr 2005 bewohnte.
Die Eringer Feuerwehr trug ihn nochmals auf die Türschwelle der Spitalkirche, ehe der Sarg in die Pfarrkirche überführt wurde. Die Tage zwischen seinem Sterben und der Beerdigung mögen Tage des Gebetes sein, hatte sich der Ruhestandspfarrer erbeten, zudem sollte zeitweise am offenen Sarg die Möglichkeit eines bewussten Abschiednehmens gegeben werden. Ortspfarrer Peter Kieweg erfüllte seinem Mitbruder diese Wünsche und viele nahmen diese Einladung an.
Kieweg war es auch, der im Requiem den Dienst der Predigt übernahm. Statt eines Lebenslaufes – geboren wurde Ebertseder 1937 in Ering, wurde 1967 in Passau zum Priester geweiht, war anschließend bis 1974 Kooperator in Bad Griesbach, 1974 bis 1976 Spiritual in Passau, 1976 bis 1987 wiederum in Bad Griesbach, nun als Pfarrer, und von 1987 bis 2005 Pfarrer in Neuötting, hierbei zehn Jahre zusätzlich als Dekan – nahm der Geistliche die Gemeinde hinein in seine Geschichte mit dem über 40 Jahre älteren Ruhestandspfarrer, die intensiver 2013 begonnen hatte.
Er berichtete von regelmäßigen gemeinsamen Montagsmessen in der Spitalkirche, denen sich jeweils ein Frühstück anschloss. „Bei diesem nahm er mich sehr häufig mit in seine Kindheit, erzählte von den Kriegsjahren und den Gefährdungen, wenn man dem herrschenden Regime kritisch gegenüberstand, und sprach dabei stets voll Hochachtung von seinen Eltern, insbesondere seiner so früh verlorenen Mutter, deren Bild er ins Grab mitnimmt“, so wurde berichtet.
Seine enge Bindung an die Gottesmutter habe von daher eine Begründung, in Gestalt des Rosenkranzes sowie durch Albe und Messgewand aus Fatima sei auch diese im Sarg präsent. Weitere Erzählungen hätten aus seiner aktiven Zeit als Priester gestammt oder waren Erinnerungen an zahlreiche Reisen mit seinem priesterlichen Freund Hans Herlinger, seinem ersten Kaplan. Dem Blick zurück hätte sich der Blick nach vorne hinzugesellt, der an die zuvor von Gesamtpfarrgemeinderatsvorsitzende Maria Gibis vorgetragene Lesung erinnern könne, in der von zwei Polen die Rede war: am Leben bleiben oder sterben, um ganz bei Christus zu sein.
Pfarrer Kieweg zitierte seinen verstorbenen Mitbruder: „Ich habe schon so oft zum Herrn gesagt: Meinst Du nicht, dass es Zeit ist? Aber er hat mich nicht erhört… Also heißt es: weiterfretten.“ Und dieses Weiterfretten hatte immer wieder nahezu enthusiastische Ausmaße, wenn Ebertseder größere persönliche oder pastorale Zukunftspläne schmiedete. Insgesamt betrachtet wurde aber die Sehnsucht aufzubrechen, um ganz bei Christus zu sein, immer größer, da die schleichende Parkinson-Erkrankung mehr und mehr seine Spuren hinterließ.
Dass dazu Sterben notwendig ist, sei ihm kein Problem gewesen, was ein zweites Zitat belegte: „Für den Ungläubigen ist es mit dem Tod aus“, sagte er bei seiner Verabschiedung an Kirchweih 2021, „für den Gläubigen geht es dann erst richtig los, worauf ich schon sehr gespannt bin.“
Nach mehreren Krankenhausaufenthalten fasste er vor knapp eineinhalb Jahren den Entschluss, ins Pflegeheim zu gehen und das geliebte und ihm so sehr zur Heimat gewordene Spital zu verlassen. „Zweierlei Wissen erleichterten ihm diesen Schritt“, erklärte Kieweg: „Zum einen, dass seine treue Haushälterin Frau Bernadette, die ihm in 55 Jahren zur Weggefährtin geworden ist, damit einverstanden war und eine gute Zukunft bei ihrem Bruder und der Schwägerin in Stettfeld in Aussicht hatte. Zum anderen, dass sich auch für das Spital eine Lösung abzeichnete, die ihm mehr als nur gefiel, wenn dieses als Pfarrhaus und Pfarrverbandsbüro zusammen mit der Kirche ein geistliches Haus im aktiven kirchlichen Betrieb bleiben sollte.“
Des Weiteren wurde in der Predigt erinnert an die Treue des Priesters Georg Ebertseder, etwa an seine Gewissenhaftigkeit im Gebetsdienst oder seine Loyalität zu Kirche, Papst und Bischöfen. Der Eringer Pfarrer sprach mit Blick auf das Evangelium, das nach der Verkündigung auf den Sarg zu Kelch, Patene und Stola gelegt wurde, vom Durst des altersschwach Gewordenen, der dennoch regen Anteil nahm an den Geschehnissen in Kirche und Welt: Durst nach Einheit der Kirche, Durst nach Frieden auf Erden, Durst nach einem neuen Glauben in den Herzen der Menschen. Sein persönlicher Durst wurde aber gerade in den letzten Tagen jener nach der endgültigen Heimkehr, die ihm nun gewährt wurde. Deswegen sei es Zeit, „Pfiad God“ zu sagen, und wenn dies auch ungewöhnlich sei, Pfarrer Ebertseder verlange geradezu nach einer musikalischen Art und Weise.
Dazu verließ Kieweg den Ambo und trat an den Sarg seines geschätzten väterlichen Freundes und stimmte eines dessen Lieblingslieder an, in das viele, wie es sich der Verstorbene gewünscht hätte, einstimmten: „Pfiat Eich God, Pfiat God mitanand. Wünsch ma a Rua und an Segn dazua, ja, schee war die Stund in Eierer Rund‘. Pfiat Eich God, Pfiat God mitanand. Lieder verklingen, doch sie erinnern: Schee war die Stund in Eierer Rund‘.“
Nach der Eucharistiefeier folgte das liturgische Abschiednehmen. Nach Gebeten in der Kirche wurde der Sarg von der Feuerwehr aus der Kirche zum Priestergrab getragen, begleitet von Blasmusik aus Bad Griesbach, die er einst mitbegründete und die zu seinem Andenken neben dem Beerdigungschor des Pfarrverbandes Ering bereits das Requiem gestaltet hatten.
Dekan Joachim Steinfeld leitete nun die Zeremonie am offenen Grab, in das der Leichnam sogleich abgesenkt wurde. Ein Vertreter der Studentenverbindung, der der Verstorbene angehörte, sprach von dessen geradlinigen wie bescheidenen Wesen. Auch Maria Gibis sagte noch einmal ein „Vergelt’s Gott“ für den Pfarrverband, ehe die Geistlichkeit mit einem gesungenen „Salve Regina“ die Fürsprache Mariens für den verstorbenen Priester erbat.
Quelle: PNP
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