Erings Bürgermeister: „Viele Investitionen getätigt, neue stehen an“
Gemeinsam mit dem Bürgermeister von Ering spazierte die PNP durch die Gemeinde, sprach mit Hans Wagmann über das vergangene Jahr und ließ sich von ihm die wichtigsten Projekte des Jahres 2024 zeigen und erklären. Ein persönliches Interview quasi im „Vorbeigehen“.
Herr Bürgermeister, wenn Sie auf das vergangene Jahr zurückblicken, mit welchem Songtitel würden Sie es beschreiben?
Hans Wagmann: „Fahrrad fahr‘n“ von Max Raabe.
Und weshalb genau dieses Lied?
Weil der Neubau des Radwegs von Ering nach Münchham eines der wichtigsten Projekte in Ering im vergangenen Jahr war. Daher passt das Lied, das sich mit der Leichtigkeit des Radfahrens auseinandersetzt, aus meiner Sicht ganz gut. Allerdings war die Umsetzung des Radlwegs nicht ganz so leicht, 15 Jahre haben wir dafür gebraucht. Auch wegen unterschiedlicher politischer Ansichten. Dann gab es irgendwann keine Förderung mehr, damit war zumindest zu diesem Zeitpunkt der Radlweg für uns nicht mehr leistbar.
Also wäre das Projekt fast gescheitert? Wie konnte man den Radlweg doch noch umsetzen?
Unser Geschäftsleitender Beamter Stefan Zwicklbauer fand ein Förderprogramm, über das wir 75 Prozent der Baukosten vom Bund wieder zurückbekommen.
Wie viel kostete der Radlweg?
Drei Millionen Euro, wobei wir, wie gesagt, 75 Prozent, gefördert bekommen haben.
Gibt es Planungen, weitere Radlwege zu bauen?
Ja. Der Radlweg soll bis nach Kirn weitergebaut werden. Das Problem ist nur: Von der Haushaltslage her sind wir momentan in einer etwas schwierigen Phase.
Heißt konkret?
Wir wollen den Radlweg bis nach Kirn, aber wir werden etwas warten müssen.
Und was sind die Gründe für die „schwierige Haushaltslage“?
Wir haben in den vergangenen Jahren viel investieren müssen. Dazu kommt die Inflation, die Sachen werden nicht billiger. Das alles zusammen führte zur schwierigen Phase.
Über was haben Sie sich 2023 besonders gefreut?
Gefreut hat mich, dass sich nach langen und durchaus intensiven Verhandlungen die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns bereit erklärt hat, eine Arztpraxis als Eigeneinrichtung in Ering zu eröffnen und mit einer angestellten Ärztin zu betreiben. Es handelt sich hierbei um die erste KVB-eigene Arztpraxis in Niederbayern.
Wie kam es dazu?
Wir haben lange nach einem Arzt gesucht, viel Geld für Anzeigen ausgegeben. Es haben sich auch Mediziner gemeldet, aber schlussendlich ist dann nie was draus geworden. Und das, obwohl ein Arzt mehr als 100000 Euro Förderung bekommen hätte, wenn er nach Ering gekommen wäre. Aber ich habe immer auch einen Plan B gehabt und teilweise auch einen Plan C.
War die KVB-eigene Praxis im alten Pfarrhof mit angestellter Ärztin jetzt Plan B oder schon C?
(lacht) Das war eigentlich im Grunde schon der Plan C. Weil: Plan B wäre ein anderes Gebäude gewesen. Aber als ich mitbekommen habe, dass Pfarrvikar Josef Kakkatil wieder zurück nach Indien geht, da hab ich mich gleich erkundigt, ob der alte Pfarrhof zu kaufen wäre – mit dem Hintergedanken, daraus eine Arztpraxis zu machen.
Und ist die KVB dann auf Sie zugekommen, weil das Inntal chronisch unterversorgt mit Ärzten ist? Oder sind Sie auf die KVB zugekommen?
Wir waren da eigentlich generell immer im Kontakt. Und als wir den Pfarrhof gekauft hatten, war schnell klar, dass darin die KVB eine eigenbetriebene Praxis eröffnet, um so die Ärzte-Situation im Inntal verbessern zu können.
Allerdings musste die Gemeinde da finanziell auch in Vorleistung gehen?
Ja, wir haben neben dem Kaufpreis 100000 Euro in den Umbau investieren müssen, aber wir bekommen auch eine anständige Miete dafür. Das passt dann schon. Und was ich bisher gehört habe, kommt die neue Ärztin in Ering auch sehr gut an.
Und wie schaut’s in zwei Jahren aus, wenn der Vertrag zwischen KVB und Ärztin endet?
Ich gehe davon aus, dass dann die Ärztin die Praxis übernimmt. Und wir vermieten dann eben an sie.
Über was haben Sie sich im Vorjahr geärgert?
So sehr mich die Eröffnung der neuen Arztpraxis auch freut, die zwei Jahre ohne Arzt vor Ort waren definitiv zu lang. Und nachdem das Inntal – wie Sie vorher erwähnten und wie aktuelle Zahlen belegen – immer noch medizinisch unterversorgt ist, besteht nach wie vor dringender Handlungsbedarf.
Gab es etwas, das Sie zum Lachen oder zum Weinen gebracht hat?
Gegen Ende des Jahres haben mich vor allem einige Anekdoten von ehemaligen Kindergarten-„Kindern“ des Bruder-Konrad-Kindergartens anlässlich der 50-Jahr-Feier zum Lachen gebracht. Man hat schnell gemerkt, dass es vor allem in den Anfangsjahren des Kindergartens noch eine „andere Zeit“ war. Zum Weinen hat mich zum Glück nichts gebracht, aber zum Nachdenken: Nicht nur ein Fall aus dem Kreise unserer Beschäftigten hat mir aufgezeigt, wie wichtig Gesundheit ist.
Welche Maßnahmen stehen heuer in Ering an?
Da muss ich zuerst einmal das Baugebiet Münchham nennen, das inzwischen fertig erschlossen ist.
„Bauplatz-Verkauf startet demnächst“
Wie viele Bauplätze gibt es dort?
14 sind es.
Sind die schon verkauft?
Nein, die werden erst in den kommenden Wochen zum Verkauf angeboten. Wir haben eine Warteliste von rund 200 Leuten, die bei uns um einen Bauplatz angefragt haben. Die Parzellen werden also relativ schnell weg sein. Davon gehe ich zumindest aus. Ab Pfingsten kann dort dann gebaut werden.
Was kostet der Quadratmeter?
159 Euro.
Was steht sonst an?
Der Neubau des Feuerwehrhauses Münchham ist in Planung, rund eine Million Euro wird er kosten. Aber damit investieren wir in die Sicherheit der Bürger.
Wie ist da der aktuelle Stand?
Dort, wo es hinkommen soll, am Anfang der Dorfstraße, ca. 500 Meter vom bisherigen weg, steht noch ein altes Haus. Das soll im April abgerissen werden, die Arbeiten dazu müssen wir noch vergeben, es werden derzeit Angebote eingeholt.
Für wann ist der Baubeginn geplant?
Im Grunde direkt nach dem Abriss.
Wie lange wird’s dauern, bis es fertig ist?
Ein Jahr bestimmt.
Gibt es weitere Bauvorhaben?
In Münchham müssen wir noch die Brücke zwischen Erlat und Bachhaus neu bauen.
Weil der Zustand schon so schlecht ist?
Ja. Wir haben oben jetzt provisorisch Stahlplatten drübergelegt, damit man wenigstens mit den Schulbussen drüberfahren kann, sonst wäre Münchham gar nicht erreichbar.
Und was genau ist kaputt?
Die Brücke ist eine Bogenbrücke, die Steine, die den Bogen bilden, sind massiv beschädigt.
Was wird das Ganze kosten?
Laut einer Schätzung etwa 250000 Euro.
Weitere Projekte in diesem Jahr?
Eine Herausforderung wird es noch werden, den Ortsteil Kirn an eine öffentliche Wasserversorgung anzuschließen?
Warum?
Die Ortsteile Ering und Münchham sind über den Zweckverband Wasserversorgung Ruhstorfer Gruppe ans Wassernetz angeschlossen. Aber das geht bei Kirn nicht. Wir haben deswegen einen Antrag beim Zweckverband Wasserversorgung Rottal gestellt, damit Kirn über Stubenberg mit Wasser versorgt wird. Aber es gibt noch keine Zusage.
Um wie viele Anschlüsse geht es da?
Rund 40 werden es schon sein.
Und woher beziehen die Eigentümer momentan ihr Wasser?
Allesamt aus eigenen Brunnen, die teilweise wenig bis gar kein Wasser liefern oder halt welches, das nicht zu 100 Prozent den Hygienestandards entspricht.
Nahwärme bzw. die Erstellung eines Konzeptes dafür, ist auch Thema in Ering ...
Stimmt. Da sind wird jetzt gerade dabei. Offen ist noch, ob es eine Hackschnitzel- oder eine Biogasanlage werden wird. Das Interesse der Hausbesitzer ist da, das hat eine Umfrage im Gemeindeblatt ergeben.
Welchen Vorteil haben Hausbesitzer von einem Anschluss?
Auf jeden Fall schon mal den, dass sich jemand um die Wartung kümmert. Kommt keine Nahwärme an, dann braucht man nur den Wartungsdienst anrufen, der sich um Behebung des Defekts kümmert. Und das quasi kostenlos. Außerdem, in wenigen Schlagworten zusammengefasst: Flächengewinn und keine Geruchsbelästigung mehr im Haus, keine „Preis-Spekulation“ bei Tankfüllungen, Wertschöpfung bleibt in der Region sowie keine CO2-Belastung in der Zukunft bzw. insgesamt eine zukunftssichere Wärmeversorgung. Das zuletzt genannte Thema hat vor allem vor dem Hintergrund des sogenannten Heizungsgesetzes, das zum 1. Januar in Kraft getreten ist, massiv an Bedeutung gewonnen.
Was kostet so ein Anschluss?
Laut ersten Erhebungen würden die Anschlusskosten im unteren fünfstelligen Bereich liegen. Dabei würde die Nahwärme grundsätzlich umso wirtschaftlicher, je mehr Anschlussnehmer es gäbe.
Das Eringer Schwimmbad wird heuer 50 Jahre alt und ist schon ein bisserl in die Jahre gekommen. Beim Interview im vergangenen Jahr haben Sie angedeutet, dass da unbedingt am Becken was gemacht werden muss. Steht das heuer an?
Eigentlich müsste es saniert werden, ja. Aber ich muss ehrlich sagen: Ich weiß momentan nicht, wie wir das finanziell stemmen könnten. Aber innerhalb der nächsten Jahre muss da was passieren. Pläne gäbe es, aber die Umsetzung ist schwer.
Von welcher Kostenhöhe reden wir da?
Selbst wenn wir nicht alles so machen, wie wir es eigentlich vorhaben, müsste man von mindestens drei Millionen Euro ausgehen. Bei angenommenen 50 Prozent Förderung würden trotzdem anderthalb Millionen Euro für die Gemeinde verbleiben. Wie es da jetzt weitergeht, kann ich momentan nicht sagen.
Beim Badeplatz Ulbering geht man den Weg, die Wasserfläche zu verkleinern ...
Wenn wir das machen würden, dann könnten wir gleich zusperren. Wobei ich betonen möchte: Ich will das Schwimmbad auf keinen Fall schließen.
„A94-Baubeginn vor 2030“
Das Thema A94 möchte ich noch ansprechen. Der Baubeginn für den Abschnitt Ering müsste eigentlich Ende der 2020er Jahre sein, oder?
Der Autobahn GmbH konnte ich bislang keine Jahreszahl herauslocken. Bei einem Termin im Verkehrsministerium von Christian Bernreiter in München hieß es allerdings: Bis 2030 müssen die Bauarbeiten begonnen haben.
Ab 2026 gilt der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung im Grundschulalter. Wie wird diese in Ering umgesetzt?
Wir haben einige Gespräche dazu geführt, es ist aber noch nichts entschieden. Entweder es wird dafür am Kindergarten angebaut oder an der Schule. Aber wir haben ja noch ein bisserl Zeit bis 2026.
Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Jahr 2024?
Da teile ich die Einschätzung meines Bürgermeister- und Verwaltungsgemeinschaft-Kollegen aus Stubenberg, Willibald Galleitner. Nämlich, dass die Anforderungen nicht weniger und die finanziellen Mittel nicht mehr werden. Dennoch schaue ich optimistisch ins Jahr 2024.
Quelle: PNP
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